Mein Leben in deinem by Jojo Moyes

Mein Leben in deinem by Jojo Moyes

Autor:Jojo Moyes [Moyes, Jojo]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2023-02-01T23:00:00+00:00


Mit Nisha geht etwas Seltsames vor. Ständig denkt sie an Aleks. Wenn sie zur Mittagspause geht, ist ihr seine Anwesenheit überdeutlich bewusst, sie spürt seine beiläufigen Blicke, als würde sich ihr etwas in den Rücken bohren. Nachts ertappt sie sich bei dem Gedanken an die Stelle, an der sein Hals in die Schulter übergeht, oder an die Art, auf die er seine Augen verengt, wenn er etwas überdenkt, was sie gesagt hat, als verdiene alles ernsthafte Betrachtung. Er ist der ausgeglichenste Mensch, dem sie je begegnet ist. Bei ihm gibt es keine abrupten Ausraster oder Stimmungswechsel wie bei Carl, keine Lachsalven oder Wutanfälle. Er lächelt bei ihrem Anblick stets auf die gleiche Art, reicht ihr Essen, von dem sie nicht gewusst hatte, dass sie es essen wollte, und lässt sie mit einem kleinen Winken oder einem Nicken wieder gehen. Er geht immer freundlich und nett mit ihr um und ist völlig undurchschaubar. Das macht sie vollkommen irre.

Sie hat angefangen, ihn während ihrer Mittagspause auszufragen, sitzt dabei auf einer Arbeitsfläche, wenn er zu tun hat, oder teilt sich draußen mit ihm eine Zigarette. Er kommt aus Polen, betrachtet jedoch England als seine Heimat, nachdem er schon sechzehn Jahre hier ist. Er lebt getrennt, versteht sich gut mit seiner Ex, er war immer nur Koch, und nein, er wollte nie etwas anderes sein. Er findet die Geschäftsführung des Hotels nicht gerade großartig, aber er hat schon Schlimmeres erlebt und fühlt sich hier wohl. Es ist gut, eine Arbeitsstelle zu haben, an der man geschätzt wird. Er hätte gern eines Tages ein eigenes Restaurant, aber er weiß nicht, wie er das Kapital dafür aufbringen soll. London gefällt ihm, er hat dank einer Erbschaft nach dem Tod seines Vaters seine kleine Wohnung kaufen können, und an Silvester gibt er das Rauchen auf. Er sagt das wie etwas, was er einfach entscheiden kann, und Nisha zweifelt keinen Moment daran, dass es genauso kommen wird. Er hat eine elfjährige Tochter, die abwechselnd bei ihm und ihrer Mutter wohnt. Seine Züge werden weich, wenn er über sie spricht, und sein Blick richtet sich in die Ferne, als gäbe es noch unendlich vieles, in das er Nisha noch keinen Einblick gewährt hat. In der Küche mag ihn jeder, aber er reißt keine Witze oder hängt in seinen Pausen im Umkleideraum herum, um wie die anderen über Doppelschichten oder Michels letzten Wutausbruch zu jammern. Er bleibt für sich selbst, offenbar zufrieden damit, seine Arbeit zu machen und sich danach wohin auch immer zurückzuziehen. Er liest unentwegt Kochbücher. Er hat selten sein Smartphone in der Hand und kein erkennbares Interesse an Sport oder am Ausgehen. Er versucht nicht, sie zu beeindrucken oder sie zu beruhigen oder mit ihr zu flirten oder sie auszufragen. Sie wird nicht aus ihm schlau.

«Ich habe deine Ente im Bus liegen lassen», sagt sie eines Tages, um ihn ein bisschen zu provozieren.

«Dann besorge ich dir eine andere», sagt er.

«Du fragst mich nie irgendwas», sagt sie, als er sich gegenüber hinsetzt, während sie ein Sandwich isst. Ihre Worte klingen beinahe, als würde sie sich beschweren, und sie ärgert sich gleich wieder.



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